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11.04.2009 Kategorie: Aktuelle Nachrichten

Ostergruß

Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber

Was dürfen wir hoffen über das Sterben hinaus? Wir sterben und gehen durch den Tod hindurch, dem nach, der uns vorausgegangen ist. Das wird oft nicht ohne Leid und Schmerzen, nicht ohne Tränen gehen. Es ist menschlich, sich nach einem „leichten Sterben“ zu sehnen. Es ist menschlich, auf einen sanften Tod zu hoffen. Das tue ich auch. Auch Jesus Christus hat darum gebeten, dass der Kelch des Leidens an ihm vorübergehen möge. Gestorben ist er schließlich, als seine Zeit gekommen war. So wird es auch mit uns sein. Aber Gott, der ein Gott des Lebens ist, hat ihn nicht im Tod gelassen. Jesus Christus ist auferstanden von den Toten und heimgegangen. Auch so wird es mit uns sein. Gott wird uns ansehen, er kennt unsere Namen, und mögen wir uns auch bis zur Unkenntlichkeit von unserem eigenen Bild entfernt haben, bei ihm sind wir aufgehoben. Nicht mehr als schmerzhaft zerquältes Fragment, sondern vollkommen, so wie wir gemeint waren. Das dürfen wir hoffen. Und diese Hoffnung macht uns schon jetzt frei, an unserem Ort einzutreten dafür, dass Menschen leben können.

Dabei denke ich in diesem Jahr besonders an die Menschen, die um ihres Glaubens willen verfolgt, gequält und gedemütigt worden sind, Christen und Christinnen aus dem Irak und im Irak. Und ich denke an Menschen, deren Leben sich zum Ende neigt. Auch das Sterben gehört zum Leben. Es darf nicht ausgegrenzt werden und es darf nicht in die Hände derer gegeben werden, die es aktiv beenden wollen. Gerade an dieser Grenze brauchen Menschen, die anderen beistehen, sie begleiten, ihnen nahe sind und sie nicht ohne Hoffnung lassen. Menschen wollen nicht wissen, ob es denn etwas geben könnte nach dem Tod. Sie wollen etwas zum Freuen haben, etwas zum Hoffen, etwas, das ihnen die Angst nimmt vor jedem Lebensjahr, das sie näher an den Tod bringt. Sie wollen Antworten aus dem Glauben, aus den Quellen, die sie genährt haben und denen sie zutrauen, dass sie sie auch an der Grenze und darüber hinaus nähren können. Menschen brauchen mehr für das Leben im Hier und Jetzt als nur die Befriedigung ihrer materiellen Bedürfnisse. Sie hoffen auf ein Wort des Lebens, auf die Zusage des Lebens. Und die ist uns Christen am Ostermorgen in wunderbarer Weise geschenkt worden, geschenkt, um weitergegeben zu werden.

Martin Luther hat gewusst, Bilder sagen mehr als bloße Worte. Er spricht vom Sterben, er spricht vom Tod, aber er endet beim „neuen Leben“. Und er spricht in Bildern: „Hier fängt die enge Pforte an. Das muss ein jeder erwägen und darüber fröhlich werden. Denn sie ist wohl eng, aber nicht lang. Es geht hier zu, wie wenn ein Kind aus der kleinen Wohnung in seiner Mutter Leib mit Gefahr und Ängsten in diesen weiten Himmel und diese weite Erde geboren wird. So geht der Mensch durch die enge Pforte des Todes aus diesem Leben. Und obwohl die Welt, in der wir jetzt leben, groß und weit scheint, ist sie doch gegen den zukünftigen Himmel viel enger und kleiner als der Mutter Leib gegen den Himmel, den wir heute sehen. Darum heißt das Sterben der Christen eine „neue Geburt". Aber der enge Gang des Todes macht, dass uns dieses Leben weit und jenes eng erscheint. Christus sagt: Eine Frau, wenn sie gebiert, hat Angst. Wenn sie aber genesen ist, denkt sie nicht mehr an die Angst, weil der Mensch in die Welt geboren ist. So muss man auch in der Angst des Sterbens erwägen, dass danach ein weiter Raum und große Freude sein wird.“ (Du bist mir täglich nahe …, hg. im Auftrag der Kirchenleitung der VELKD, Hannover, 2006, 41)

Ich wünsche uns einen fröhlichen Ostermorgen, an dem wir einstimmen können in den Jubel der Christenheit: „Der Herr ist auferstanden, ja er ist wahrhaftig auferstanden und wir werden mit ihm auferstehen!“

Ihr
Prof. Dr. Friedrich Weber
Landesbischof
Wolfenbüttel, 8. April 2009