Kirche Watenstedt
Auszüge aus dem Buch von Ortsheimatpfleger Bernhard Schroeter anlässlich der 820-Jahr-Feier im Jahre 2006 Watenstedt das etwas andere Dorf in Salzgitter
Die Kirche in Watenstedt ist eine sehr alte Kirche. Der Kirchturm ist ein ehemaliger Verteidigungs- und Fluchtturm. Das Entstehungsjahr ist nicht bekannt, liegt aber vermutlich um das Jahr 1000 herum.
Das Erdgeschoss die sog. Kofferkammer war nicht von außen begehbar. Als Eingang gab es eine Einstiegsluke im ersten Stockwerk, die nur über eine Leiter erreichbar war. Im Verteidigungsfall stieg man durch die Luke in den Turm, zog die Leiter ein und verschloss die Luke dann. Der Turm wurde im Erdgeschoss aufgebrochen. Der Eingang in die Kirche hinein wurde auf der Südseite neu geschaffen.
Das Kirchenschiff ist an den Turm angebaut worden. Wie bei vielen alten Kirchen befindet sich der ursprüngliche Eingang in die Kirche an der südlich gelegenen Seite. Dieser Eingang ist bei der Verlegung des Eingangs in den Kirchturm hinein zu gemauert worden.
Der Eingang auf dem Foto wirkt heutzutage sehr niedrig, da die Geländeoberfläche ca. 80 cm erhöht wurde.
Nach dem Krieg war die Watenstedter Kirche die erste Kirche im Bereich der Braunschweiger Landeskirche, die als kriegszerstörte Kirche instand gesetzt worden ist. Sie wurde am 3. Advent 1947 wieder geweiht.
Bis 1894 bestand in der Kirche eine Sitzordnung. Das heisst, dass die Bänke bestimmten Familien nach Ansehen und Stand zugeordnet waren. Das Gesinde (Mägde und Knechte) durfte nur auf der Empore sitzen.
Der Kirchenvorstand beschloss gemeinsam mit dem Gemeinderat im Jahre 1894 eine allgemeine Sitzfreiheit. Das war wohl so sensationell, dass es sogar in den Braunschweiger Anzeigen verbreitet wurde (siehe folgende Anzeige).
Erste schriftliche Zeugnisse über das kirchliche Leben in Watenstedt stammen aus den Jahren 1572 und 1579. Diese Beschreibungen sind kirchliche Visitationsberichte. Das heisst, es sind Berichte der Kirchenaufsicht über die jeweilige Pfarrstelle.
Auch private Belange der Gemeindemitglieder waren hier sehr von Interesse. Hierzu ein Auszug aus dem Jahre 1579:
Darumb geht es seltsam im Dorf zu. Es hatte wohl eines scharfen Aufsehen bedarf, weil es ein Junkerdorf ist, fielen (fliehen) sich die losen Bestien dahin. Sonderlich leit (Leute) ist ein scortum (Ehebrecherin) bei dem Henrico, dem AEDITO (Messner), hat sich 3mal beschlafen lassen, heißt Lieseke, zuvor hat sie in Leinde mit einem Ehemann, meinem Meier, ein Kind erworben, ist sagt man von großen Leuten in Wolfenbüttel, die hiezu sollen gehören.
Ich sähe gerne a dato dieses Briefes, noch ehe dieser Morgen vorbeiwähren sie beschieden würde und müst bekennen und würde in perpetuum religirt danach, denn sie wird nicht feiern.
Kurzfassung: Der Pastor Heinrich Wagenführ lebt mit einer Frau zusammen, die ihrem Ehemann aus Leinde weg gelaufen ist. Der Schreiber dieser Zeilen möchte, dass sich die Zustände im Dorf schleunigst ändern und zu einem Guten wenden.
Sich stetig verringernde Gemeindemitgliederzahlen sowie Sparzwänge machten es notwendig, dass sich die Gemeinden Watenstedt und Hallendorf 2004 mit den Gemeinden Beddingen und Steterburg zu einem neuen Pfarrverband zusammenschlossen. Der in Hallendorf wohnende Pfarrer betreute die Gemeinden Hallendorf, Watenstedt und Beddingen.
Mit dem Weggang von Herrn Pfarrer Henning Böger zum 1. Oktober 2008 wurden erneute organisatorische Veränderungen erforderlich. Seit 2009 bildet Watenstedt mit Hallendorf einen Pfarrverband, der nur noch eine halbe Pfarrstelle ausmacht.


